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Bau- und Betriebsüberwachung

Im Berichtsjahr konnte das ERI an den in Betrieb stehenden Anlagen sämtliche anstehenden Inspektionen erfolgreich durchführen: Kontrolliert wurden 420 Stationen mit 111 Behältern. Neben den 636 km Rohrleitungstrassen wurden an 814 Streckenkilometern die elementaren Kathodenschutzeinrichtungen (KKS) überprüft. Die routinemässigen Kontrollgänge führten hin und wieder auch an mystische Orte, wie das folgende Bild eines behauenen Obelisken im Raum Neuenburg zeigt.

Einsatzübung der Transitgas AG

In einem realistischen Szenario beübte die Transitgas AG in einer Einsatzübung die freiwillige Feuerwehr Wartenfels sowie die Pikettdienste der Transitgas und des GVM. Die Übung bestand aus einem Vorfall, bei dem es während regulärer Instandhaltungsarbeiten an einem Regelorgan infolge einer Fehlmanipulation zu einem Gasaustritt kam. Das ausströmende Gas entzündete sich umgehend und verletzte zwei Mitarbeiter der Transitgas unterschiedlich schwer. Beim Unfall befand sich ein Mechaniker im Schacht der Armatur. Weil er nicht mehr rechtzeitig fliehen konnte, wurde er schwer verletzt.

Neben der Alarmkette und der simulierten Anforderung eines Helikopters zum Ausfliegen des schwerverletzten Brandopfers wurde auch die Medien-Hotline der Transitgas beübt. Fingierte Anrufe von Journalisten erhöhten den Druck auf das Personal der Leitwarte massiv. In solchen Stresssituationen ist es ausserordentlich wichtig, einen koordinierten Ablauf eingeübt zu haben.

Aus Sicht des ERI verlief die Übung sehr gut – obwohl einige Learnings gefunden wurden. Doch genau das ist der Sinn der Übung: Schwachstellen zu finden und die Prozesse stetig anzupassen und zu verbessern. 
 

Baugesuch Dritter

Im Berichtsjahr wurden insgesamt 726 Baugesuche bearbeitet. Wie die unten aufgeführte Tabelle zeigt, gab es seit 2017 erfreulicherweise eine leicht ansteigende Tendenz, die sich erst in den letzten Jahren etwas plafoniert hat. 

Übersicht aller Baugesuche 2024 2023 2022 2021 2020 2019 2018 2017
bewilligt 726 727 720 715 671 629 690 629
abgelehnt 8 10 7 8 9 6 7 5
unbewilligt 35 35 28 36 23 32 20 23
Notfall 25 13 13 18 21 12 17 17
nicht ERI-pflichtig 15 27 32 20 2 0 0 0

Weit bedeutungsvoller ist die konstant hohe Zahl der unbewilligten Bautätigkeiten. Erklärtes Ziel der periodischen Kontrollgänge der Rohrleitungsbetreiber und unserer Inspektoren ist es, unbewilligte Bautätigkeiten zu entdecken. Es ist statisch nachweisbar, dass Beschädigungen von Rohrleitungsanlagen grösstenteils aufgrund unbewilligter Bauten entstehen. 

Schadenfälle

Das Hochwasser der Rhone hat am 30. Juni 2024 im Wallis an verschiedenen Orten Überschwemmungen und Beschädigungen an der Infrastruktur verursacht. So wurde die Erdgashochdruckleitung der Swissgas AG und der Gaznat SA direkt gefährdet. In Aigle im Unterwallis musste die Gaznat nach einer Hochwasserwarnung die Notleitwarte in Betrieb nehmen. Dieser Umstand zeigt, dass die rechtzeitige, bezugsbereite Einrichtung einer Not- oder Ersatzleitwarte durchaus ihre Berechtigung hat.
 

Freispülung des Dükers in Chippis (VS)

An der Strassen- und an der Eisenbahnbrücke in Chippis stand das Hochwasser der Rhone während längerer Zeit an. Der An- und Ablauf der Wassermassen führte zur Freilegung des unter den Brücken liegenden Dükers. Nachdem sich die Rhone wieder beruhigt hatte, reagierte der Kanton Wallis umgehend mit polizeilichen Sofortmassnahmen: Unter anderem wurde die Eisenbahnbrücke mit einem 200-t-Raupenkran demontiert. In einer zweiten und aktuellen Phase wird die alte Strassenbrücke um 80 cm angehoben; auch die Widerlager werden erhöht. Die Sicherungsmassnahmen für die unmittelbar darunterliegende Erdgashochdruckleitung wurden durch das ERI festgelegt. Das Einhalten dieser Massnahmen wird vor Ort durch den Betreiber Swissgas kontrolliert.  
 

Gashochdruckleitung Rhonetal rechtzeitig vor Wintereinbruch wieder in Betrieb

Weiter flussaufwärts hinterliess das Rhone-Hochwasser ebenfalls seine Spuren: In der Nähe von Mörel wurde die Erdgashochdruckleitung freigespült; sie musste umgehend ausser Betrieb genommen werden. Dadurch war die Gasversorgung für das gesamte Wallis und für weitere Teile der Westschweiz beeinträchtigt. Die Betreibergesellschaft prüfte zahlreiche Varianten, um die Versorgung schnellstmöglich wieder herzustellen.

Innerhalb von fünf Monaten konnten die wasserbaulichen Sicherungsmassnahmen der exponierten Leitung wieder hergestellt werden. Die errichtete Buhne, ein Sicherungssporn aus Felsblöcken und Schotter, muss die Rohrleitung auch im Fall eines erneuten Hochwassers sicher schützen. Nach einer aufwendigen inneren und äusseren Prüfung des freigelegten Rohrleitungsabschnitts konnten die Beschädigungen und die Gefährdung für ein Versagen so weit quantifiziert werden, dass am 6. Dezember 2024 eine temporäre Wiederinbetriebnahme des Dükers zugelassen wurde.

Hangrutsch Lütisburg (SG)

In Lütisburg im Kanton St. Gallen kam es am 12. August 2024 zu einem grösseren Rutschereignis: Die Schuttmassen reichten bis knapp an den Betonriegel der Letzistrasse. Weitere Nachrutschungen sorgten für eine Unterhöhlung des Unterlagsbetons und damit zu einer Gefährdung der Gasleitung.  

Nach einer Lagebesprechung am 9. September 2024 mit Vertretern der Gemeinde, dem Geologen (FS Geotechnik), der EGO und dem ERI vor Ort wurde die Situation als sehr kritisch eingeschätzt: Das Abrutschen des Erdreichs hätte zu einem kompletten Abriss der Rohrleitung an beiden Enden führen können (full-bore rupture). Auf der Grundlage von Art. 28 RLV ordnete das ERI am 11. September 2024 umgehend die Isolierung und Druckabsenkung (Entlastung bis auf geringfügigen Überdruck) des betroffenen Streckenabschnitts zwischen SS Haslen und SS Ganterschwil bzw. über DRM Lütisburg an.

Um die Gefährdung zu reduzieren, haben die Gemeinde und die EGO verschiedene Überwachungs- und Sicherungsmassnahmen für die Leitung und für den betroffenen Untergrund umgesetzt. Die Massnahmen liessen eine Wiederinbetriebnahme der Gasleitung auf tiefem Druckniveau zu. Weil dies für die Versorgungssicherheit nicht ausreichte, musste parallel dazu eine Notversorgung mit mehreren LNG-Verdampferanlagen organisiert werden.