Bericht Nuklarinspektorat
Das Geschäftsjahr 2022 stand neben Vorprüfung und Bauüberwachung, wiederkehrenden Prüfungen sowie die Qualifizierung von Prüfpersonal erneut im Zeichen der Innovation, insbesondere im Zusammenhang mit diversen Forschungstätigkeiten des ZfP-Labors. Zudem befanden sich 38 Behälter in der Fertigungsphase und zusätzliche 9 wurden mit abgebrannten Brennelementen in Zwischenlager transportiert.
Inhaltsverzeichnis
Konstruktion und Berechnung
Die Vorprüfung von Herstellungsunterlagen sowie die dazugehörende Herstellungsüberwachung einzelner Ersatzteile und Komponenten wie Verbindungselemente, Wellen, Laufräder oder komplette Armaturen gehörten genauso zum Tätigkeitsbereich wie die Bewertung von Gesamtsystemen in den Kernkraftwerken. Im Berichtszeitraum wurden eine Vielzahl von Ersatzteilen für verschiedenste Anlagenkomponenten bei spezialisierten Herstellerfirmen in ganz Europa beschafft.
Wiederkehrende Prüfung
Die Revisionstätigkeiten in den Kernkraftwerken wurden erneut unter Einhaltung der restriktiven Corona-Schutzkonzepte durchgeführt. Die Jahresrevisionen in den vier Kernkraftwerken Gösgen, Beznau 1, Beznau 2 und Leibstadt begannen im April und wurden Ende August abgeschlossen. Die Zustandsbewertung der sicherheitstechnisch klassierten Komponenten und Systeme erfolgte unter Aufsicht der Sachverständigen des SVTI. Ihre Aufgabe ist es, die Tätigkeiten der Betreiber unabhängig zu verfolgen und aufgrund der gesammelten Informationen eine eigene Beurteilung der geprüften Bereiche oder Komponenten vorzunehmen.
Qualifizierungsstelle ZfP Schweiz
Die Qualifizierung von Prüfpersonal und komplexen Prüfsystemen hat einen Grossteil der Tätigkeiten der QSt ausgemacht. Während der laufenden Revisionsabstellungen erfolgten kurzfristige Änderungen von Prüfsystemen, die an die aktuellen Gegebenheiten angepasst wurden.
Transport- und Lagerbehälter
Im Berichtszeitraum befanden sich 38 Behälter in der Fertigungsphase. Zusätzlich wurden 9 mit abgebrannten Brennelementen beladene Behälter zu den Schweizer Zwischenlager transportiert. Im Rahmen ausführlicher Untersuchungen erfolgte die Charakterisierung von Behälterwerkstoffen in Laboren im In- und Ausland. Zudem begutachteten die Sachverständigen im Auftrag des ENSI eine Vielzahl technischer Berichte.
ZfP-Labor
In Zusammenarbeit mit dem ENSI konnte das Forschungsvorhaben PIONIC erfolgreich abgeschlossen werden. Das Vorhaben beinhaltet Ringversuche hinsichtlich der Simulation von Ultraschallprüfungen und des spezifischen Detektionsvermögens. Die Konzeption des geplanten Anschlussvorhabens PIONIC-2 wurde konkretisiert, wobei der Fokus auf die Potenziale des Einsatzes von Machine Learning für die ZfP gelegt wurde.
Im Bereich der innovativen Prüftechnologien entpuppt sich insbesondere die Bauwerksdiagnostik als ein stetig wachsendes Anwendungsfeld. Dieses umfasst die Untersuchung der strukturellen Integrität von Gebäuden sowie Infrastrukturbauten wie Brücken und Tunneln. Dabei ist sowohl der Stahlbau als auch der Massivbau betroffen.
Schon seit Beginn unternimmt das ZfP-Labor intensive Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen (F&E) auf diesem Gebiet, die auch in praxistaugliche Lösungen überführt werden.
In diesem Zusammenhang war die Ausrichtung des renommierten International Symposium on Non-Destructive Testing in Civil Engineering (NDT-CE) 2022 durch den SVTI in der Schweiz von besonderer Bedeutung. Die wissenschaftlich ausgerichtete NDT-CE findet gewöhnlich in einem Turnus von drei Jahren an ausgewählten Orten und ausgerichtet durch verschiedene Organisationen auf der ganzen Welt statt. Der Hauptteil der in Zürich ausgetragenen Konferenz erstreckte sich über drei Tage. Mit Teilnehmenden aus 27 Ländern, Keynotes sowie etwa 150 Fachvorträgen in jeweils vier parallelen Vortragsblöcken bot die NDT-CE 2022 dem Fachpublikum eine wichtige Plattform. Dabei standen insbesondere Themen rund um die Nutzung neuer Schüsseltechnologien wie Künstliche Intelligenz, Sensornetzwerke und digitale Bauwerksmodelle im Fokus.
Erstmalig wurde im Rahmen der NDT-CE ein Startup Innovation Special ausgetragen. Sieben qualifizierte Startups stellten sich einem Wettbewerb zur Wahl des Rising Star of NDT-CE. Mit diesem Programmteil sollten insbesondere die Aspekte Innovation und Gründertum im Bereich Bauwerksdiagnostik und -monitoring adressiert werden. Über das Hauptprogramm der Konferenz hinaus wurde in einem Pre-Conference Workshop am Vortag das Thema NDT Data Management intensiv behandelt.
Einen Schwerpunkt im Bereich der Forschung und Entwicklung bildete insbesondere das intern geförderte Entwicklungsvorhaben UACIS (Uncrewed Aerial Concrete Inspection System), bei dem ein Meilenstein durch die Demonstration des Systems für das Impact-Echo-Verfahren erreicht werden konnte. Die Demonstration erfolgte an einem Brückenbauwerk im Vereinigten Königreich. Die Weiterentwicklung des Impact-Echo-Moduls sowie die Ergänzung weiterer Prüftechniken sind Gegenstand der aktuellen Arbeit.
Gemeinsam mit der TFB AG und unter deren Leitung wurde ein Forschungsvorhaben gestartet, das die «Bewertung des Zustandes von Spanngliedern der Korrosionsschutz-Kategorien b und c» zum Ziel hatte. Das Projekt wird durch das Bundesamt für Strassen (ASTRA) gefördert und hat eine Laufzeit von zwei Jahren. Der SVTI legt in diesem Projekt den Fokus auf die zerstörungsfreien Prüfverfahren, mit einem besonderen Augenmerk auf die Anwendung von Rekonstruktionsalgorithmen sowie datenbasierter Machine-Learning-Ansätze. Die dazu gehörigen Experimente werden an Testkörpern durchgeführt, die unterschiedliche Szenarien der Fragestellung abbilden.
Die Software Echolyst (www.echolyst.com) findet weiter Verbreitung und wurde von unseren Kundinnen und Kunden in wichtigen Anwendungsfällen der Ultraschall- und Impact-Echo-Prüfung angewendet. Die Kompatibilität mit den Datenformaten der meisten gängigen Gerätesysteme trägt zur Flexibilität sowie zur Vergleichbarkeit von Ergebnissen bei. Insbesondere ermöglichte das Machine Learning-Modul (Echolyst A.I.) den Nutzerinnen und Nutzern einen leichten Einstieg in das Themenfeld der Künstlichen Intelligenz. Darüber hinaus ist durch die Möglichkeit des Imports von CIVA-Simulationsdaten eine wichtige Verbindung zur numerischen Modellierung und Simulation im Bereich der Ultraschallprüfung gelungen.