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Bau- und Betriebsüberwachung

Im Jahr 2023 führte das ERI an den in Betrieb stehenden Anlagen alle anstehenden Inspektionen erfolgreich durch. Es wurden 417 Stationen mit 128 Behältern kontrolliert. Neben den rund 282 Leitungen mit einem Trasse von insgesamt 1’061 km sind an zusätzlichen 747 Streckenkilometern die elementaren Kathodenschutzeinrichtungen (KKS) überprüft worden. Dabei mussten die Inspektoren teilweise ihr Fahrzeug stehen lassen und sich per pedes weiterbewegen. Belohnt wurden sie Anblicken wie diesem: Hier zeigt sich, dass die Natur ihren Weg nimmt und dabei nicht immer «Hopfen und Malz verloren ist». 

Aktuell beaufsichtigt das Inspektorat 121 Projekte, welche Änderungen der Rohrleitungsanlagen betreffen. Darunter befinden sich grosse Bauprojekte wie z. B. Umlegungen, welche eine Spülbohrung mit einer Länge von 1’600 m erfordern. 

Vorschriften und ERI Richtlinie

Im Verlauf des Jahres 2023 haben wir viele Rückmeldungen aus der Branche in Bezug auf die letzte Revision der ERI Richtlinie im Jahr 2022 aufgenommen. Neben diesem konstruktiven Feedback war das Thema «Wasserstoff» der grosse «Aufhänger». Man sagt dem kleinen Molekül viel nach und hebt es auf ungeahnte Höhen. Damit war auch der Druck auf die Bundesbehörden gegeben, die rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen zu erarbeiten. In der Folge wurde von uns eine Arbeitsgruppe initiiert, welche die Rohrleitungsverordnung (RLV) und die Rohrleitungssicherheitsverordnung (RLSV) auf die notwendigen Anpassungen untersuchten.
Parallel ist die ERI Richtlinie für den Bau von Rohrleitungsanlagen mit mehr als 5 bar überarbeitet worden, um die technischen Voraussetzungen für den Bau neuer Wasserstoffleitungen zu geben. In der Tat sind die speziellen Eigenschaften vom Druckwasserstoff auf den Werkstoff seit Jahrzehnten grundsätzlich bekannt. Dennoch besitzt der Wasserstoff in Symbiose mit verschiedenen Werkstoffen und Druckverhältnissen neue Eigenheiten, die für die Grundlagenforschung interessant sind und sicherlich weiterverfolgt werden.
 

LOP-Tool

Mit Blick auf die fortschreitende Digitalisierung der Prozesse in Fachbehörden legen wir im Inspektorat weiterhin grossen Wert auf die LOP-Plattform und entwickeln diese deshalb stetig weiter. Seit dem Rollout der INBOX verzeichnen wir eine durchwegs positive Bilanz. Die INBOX wurde im Frühling 2022 ausgerollt, Ende 2022 waren bereits über 3’000 Dokumente eingereicht worden. Stand Januar 2024 sind dies inzwischen über 6’600 Dokumente.

Anhand dieser Zahlen erhält das Inspektorat einen guten Eindruck über das tatsächliche Arbeitsvolumen an Dokumenten, welche laufend bearbeitet werden. Zu erwähnen ist hier, dass natürlich mit der steigenden «digitalen Menge» an eingereichten Dokumenten auch der verbleibende Speicherplatz schneller reduziert wird. Dieses Thema beschränkt sich nicht nur auf das Inspektorat, sondern ist allgegenwärtig für alle Betriebe, welche «digital aufrüsten».
 

Pas encore saisi
entrer
Refusé Introduit En cours d'examen Informatif Accepté Refusé SUM
--- 2 0 0 0 0 0 0 2
Programmes de travail 0 0 1 2 6 61 37 107
Attestations 10 21 8 11 26 808 23 907
Rapports 3 1 21 15 154 286 16 496
Rapports de sinistres 0 0 0 1 0 3 1 5
Rapports sur les objets spéciaux 1 0 12 1 0 280 0 294
Règlement d'exploitation 2 13 5 10 0 329 54 413
Documents sur les appareils interchangeables 0 0 0 0 0 192 0 192
Exercices d'intervention 0 0 0 5 0 57 2 64
Plans, schémas, listes de pièces ou d'attestations 6 13 67 63 200 2955 454 3758
Spécifications, instructions de travail, calculs, contrôles préalables 0 12 3 6 36 298 52 407
SUM 24 60 117 114 422 5269 639 6645

Baugesuch Dritter

Insgesamt wurden im Jahr 2023 gesamthaft 727 Baugesuche bewilligt. Wie in der untenstehenden Tabelle mit der Übersicht der Baugesuche der letzten 7 Jahre zu erkennen ist, besteht eine grundsätzlich nachvollziehbare und erfreulicherweise gering ansteigende Tendenz.

Übersicht aller Baugesuche 2023 2022 2021 2020 2019 2018 2017
bewilligt 727 720 715 671 629 690 629
abgelehnt 10 7 8 9 6 7 5
unbewilligt 35 28 36 23 32 20 23
Notfall 13 13 18 21 12 17 17
nicht ERI-pflichtig 27 32 20 2 0 0 0

Weit bedeutungsvoller sind aber die Werte der unbewilligten Bautätigkeiten. Der Zweck der periodischen Kontrollgänge der Rohrleitungsbetreiber und unserer Inspektoren ist es, unbewilligten Bautätigkeiten zu entdecken. Es ist statistisch nachweisbar, dass Beschädigungen von Rohrleitungsanlagen zum grössten Teil aufgrund unbewilligter Bauten entstehen.

Die folgende Tabelle zu Versagensraten aus den Erläuterungen zum Rahmenbericht 2010 zeigt prozentual die Gefährdung relativ zu den Ursachen. Die «external interference» oder «äussere Einflüsse» sind damit vergleichbar mit den «unbewilligten Bauten Dritter», welche ohne Sicherheitsmassnahmen im Bereich der Rohrleitungsanlagen tätig sind. Das heisst, ca. 50% aller Beschädigungen von Rohrleitungen, welche zu einer Leckage führen können, haben die Ursache eines «äusseren Einflusses». Mit der Zunahme unbewilligter Bauaktivitäten steigt damit die Gefährdung, weshalb bei den Betreibern die Notwendigkeit besteht, mit erweiterten oder neuen Überwachungsmassnahmen diesem Trend gegenzusteuern.
 

Cause Overall Percentage (%)
External interference 49.6
Construction defect / Material failure 16.5
Corrosion 15.4
Ground movement 7.3
Hot-tap made by error 4.6
Other and unknown 6.7
Source: Suisseplan, 01.12.2010, page 2, taux de défaillance, explications sur le «Rapport-cadre de l’estimation de l’ampleur des dommages et de l’étude de risque standardisées»

Schadenfälle

Im vergangenen Jahr kam es zu insgesamt vier Schadenfällen, darunter ein spektakulärer Brandfall in der Nähe einer Gasstation, welcher aber keinen Gasaustritt zur Folge hatte. Der Grossbrand war am Mittwoch, 09. August 2023 gegen 6.45 Uhr in der Swiss Krono AG in Menznau ausgebrochen. Durch den schnellen und professionalen Einsatz des betroffenen Rohrleitungsbetreibers konnte die Sicherheit des Gasanlagen gewahrt werden.

Das Pikettpersonal war rechtzeitig vor Ort, arbeitete eng mit der Einsatzleitung der Feuerwehr zusammen und konnte kompetent präventive Massnahmen wie eine notfallmässige Druckabsenkung der nahegelegenen Transportleitung einleiten. 

Dies zeigt eindrucksvoll den positiven Effekt der jährlichen Einsatzübungen, welche eine gute Grundlage für den reibungslosen Ablauf in solchen Extremsituationen darstellen.
 

Quelle: Luzerner Zeitung vom 9.8.2023