Direkt zum Inhalt

Wechsel an der Spitze des Eidg. Rohrleitungsinspektorates

Nach vielen Jahren an der Spitze des Eidg. Rohrleitungsinspektorates ging Herr Ruedi Wendelspiess per Ende März 2022 in Pension. Frau Bundesrätin Simonetta Sommaruga hatte im September 2021 der Wahl von Herrn Roger Bächtiger zum neuen Leiter des Inspektorates Ihre Zustimmung gegeben und damit dem erfolgreichen Führungswechsel den Weg bereitet. Roger Bächtiger hat die Leitung des Inspektorats offiziell per 01.01.2022 übernommen.

Bau- und Betriebsüberwachung

Im vergangenen Jahr führte das ERI an den in Betrieb stehenden Anlagen alle anstehenden Inspektionen erfolgreich durch. Es wurden 415 Stationen mit 238 Behälter kontrolliert. Neben den rund 801 km Trassee sind an zusätzlichen 910 Streckenkilometern die elementaren Kathodenschutzeinrichtungen (KKS) überprüft worden.


Die medial bekannten Themen wie der Krieg in der Ukraine, die Sprengung der Nordstream Pipelines oder die Gasmangellage sind nicht spurlos an der Schweiz vorbeigezogen. Mit der daraus resultierten erhöhten Wachsamkeit auf Fremdeinfluss und notwendigen Sicherungsmassnahmen konnten die Betreiber mit den Behörden die Infrastrukturqualität auf hohem Masse sicherstellen.

Nach einer intensiven Überarbeitung mit Einbezug einer Arbeitsgruppe bestehend aus repräsentativen Vertretern von Rohrleitungsbetreibern wurde die ERI-Richtlinie auf den aktuellen Stand der Technik gebracht und per Anfang Oktober 2022 veröffentlicht. Bei der Überarbeitung wurden auch viele Erfahrungen gebührend berücksichtigt und in die Richtlinie mit aufgenommen.


Das Bundesamt für Energie kündigte an, mit einer Teilrevision der Rohrleitungssicherheitsverordnung (RLSV) auf die neuen Herausforderungen im Bereich «Wasserstoff» zu reagieren. Die entsprechende Vernehmlassung ist im Gange. Damit können die Rahmenbedingungen für die Rohrleitungsbetreiber für das neue Marktsegment in eine positive Richtung geleitet werden. Im Zuge dessen werden auch die technischen Anforderungen an den Bau und Betrieb solcher Rohrleitungsanlagen in einer Erweiterung der ERI-Richtlinie Einzug finden.
 

LOP-Tool

Als grosser innovativer Meilenstein wurde Anfang 2022 die digitale INBOX im LOP eingeführt. Nicht nur für Projekte konnte damit der Grundstein für den digitalen Dokumentenaustausch gelegt werden. Auf den Postweg kann nun verzichtet werden, was die Reaktionszeiten deutlich reduziert.


Seit dem Rollout der INBOX wurden dem ERI über 3’000 Dokumente digital eingereicht. Für jede Einreichung konnte der Anwender bei Bedarf entscheiden, ob eine genehmigte Papierversion auf dem Postweg benötigt wird oder nicht. Von dieser Option machten alle Anwendenden Gebrauch, weshalb 1015 Exemplare, als Dienstleistung des ERI, ausgedruckt und an die Betreiber zugestellt wurden. Dieses erfolgversprechende Konzept steht erst am Anfang und benötigt sicherlich weitere, gezielte Anpassungen im Rahmen des LOP-Tools. 


Effizienz und Akzeptanz der Anwender gehen Hand in Hand, deshalb achtet das ERI weiterhin auf wertvolle Hinweise und die Anliegen der Anwender. In Hinblick auf die Zukunft wird die jährliche Berichterstattung für Betreiber und Behörden überarbeitet, um sich auf die wesentlichen Themen zu konzentrieren und dies auch darzustellen. Auch das bestehende «BLOP» Modul erfreute sich weiterhin grosser Beliebtheit – die Nutzung hat zugenommen. Es wurden weitere Betreiber aufgenommen, die nun die Einführung des BLOP für Ihre Bedürfnisse stetig auf- und ausbauen. Nach wie vor bieten wir dem BLOP-Modul den Betreibern an, unser eigenes Kontrolltool auch für ihre internen Kontrollen zu verwenden.
 

Mandat des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG)

Das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) mandatierte per Anfang 2023 das Eidgenössische Rohrleitungsinspektorat mit der Ausübung der Kontrolle der zollrelevanten Messanlagen in Infrastrukturen von Rohrleitungsanlagen nach Art. 1, RLG. Als Ausgangspunkt diente die Optimierung beim Einsatz von Ressourcen; sowohl seitens der Behörden als auch der Betreiber. In bestehenden Jahreskontrollen werden nun zukünftig die spezifischen Kontrollen der zollrelevanten Messanlagen durchgeführt. Neben des Effizienzgewinns konnte zudem mit dem per Anfang 2023 erstellten Addendum die rechtlichen Unklarheiten im Zusammenhang mit den zollrelevanten Öl- und Gaszählern definiert und standardisiert werden.

Baugesuch Dritter

Insgesamt wurden 720 Baugesuche bewilligt, was eine Steigerung um 5% zum 5-Jahres-Mittel darstellt. Dabei fällt insbesondere auf, dass im Vergleich der letzten 5 Jahren nicht nur die Anzahl der Gesuche zugenommen hat, sondern auch dass die Anzahl der Notfallgesuche markant abgenommen haben. Eine weitere Aufschlüsselung der Art der Gesuche zeigt folgende Tabelle:

2022 5-Jahresmittel Veränderung
bewilligt 720 685 +5%
abgelehnt 7 7 -5%
unbewilligt 28 28 0%
Notfall 13 16 -20%
nicht ERI-pflichtig 32 -- --

Die Anzahl der unbewilligten Bauten muss weiter im Auge behalten werden. Es sind nicht alle Betreiber gleichmässig betroffen. Dies könnte darauf hinweisen, dass die gleichbleibende Tendenz auch aufgrund nicht-entdeckter oder nicht-gemeldeter Bauten Dritter zurückzuführen ist. Diese Angaben werten wir implizit als ein Indiz auf die Art der Kontrollen der einzelnen Betreiber. 


Eine statistische Übersicht der Gesuchsteller von Baugesuchen ist aus den folgenden Diagrammen zu entnehmen. Neben den Gesuchsteller sind auch die relativen Annäherungen der Bautätigkeiten an die Rohrleitungsanlage erfasst worden. In diesem Kontext ist interessant, dass im Abstand von 0 bis 2.5 m und bis zur Rohrleitungstiefe die höchste Anzahl von Bauten Dritter, statistisch gesehen, mehrheitlich von Privaten oder der öffentlichen Hand beantragt wurden.
 

Vorschriften

Mitte Jahr hat der Bundesrat die Totalrevision der Sicherheitsverordnung in Kraft gesetzt. Das ERI hat sich an dieser Überarbeitung aktiv beteiligt und eingebracht. Gleichzeitig laufen die Arbeiten für die dadurch notwendige Revision der ERI-Richtlinie. Diese dürfte im Frühsommer 2022 in Kraft gesetzt werden.

Parallel dazu fanden mehrere Arbeitsgruppen-Sitzungen für eine mögliche Revision des Rahmenberichtes der Erdgasindustrie statt. Hier wird u.a. versucht, erste Erfahrungen aus den neuen Datenbanken der Baugesuche zu sammeln und auszuwerten.

Die Frage der Beimischung von Wasserstoff in das Erdgasnetz wird immer wichtiger. Erste Arbeits-gruppensitzungen dazu finden bereits auf verschiedenen Ebenen und Gremien statt.
 

 

Schadenfälle

2022 kam es zu insgesamt 9 Schadenfällen. In 6 Fällen wurde bei älteren Schiebern ein geringer Produktaustritt wegen Korrosion oder durch Verschleisserscheinung gemeldet. Als Konsequenz sind bei verschiedenen Rohrleitungsbetreiber alle älteren Schieber systematisch überprüft und untersucht worden, um im Rahmen bereits geplanter Instandhaltungsprojekten auch einen präventiven Schieberersatz in Erwägung zu ziehen.


Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang ein Schadenfall aufgrund eines Felsrutsches. Im Zuge regulärer Sprengarbeiten ist in einem Steinbruch der Fels an unerwünschter Stelle abgebrochen und hat in seiner gewaltigen Geländeverschiebung auch die Rohrleitung im Boden verschoben. Durch ein schnelles und professionelles Handeln konnte die Gasversorgung weiterhin sichergestellt werden. Mit grossem Aufwand und Flexibilität seitens des Betreibers und der Behörden konnte die Reparatur in einem sehr kleinem Zeitfenster durchgeführt werden